Prävention in der Sportzahnmedizin
Kontext
Überall auf der Welt praktizieren immer mehr Menschen Sport, entweder als Freizeitaktivität oder professionell.
Die Entwicklung der Sportmedizin hat zu gesünderen Sportlern und höheren Leistungen im Sport beigetragen. Die Sportmedizin hat sich zudem zu einem multidisziplinären Feld entwickelt, in dem die Sportzahnmedizin einen wichtigen Platz einnimmt.
Es gibt zahnmedizinische Probleme wie zum Beispiel nicht kariöse zervikale Läsionen, Karies oder parodontale Erkrankungen, die das Ergebnis von Trainingsbelastungen, einer für die Mundgesundheit ungünstigen Ernährung, einer parafunktionellen Belastung oder einer schlechten Mundhygiene sein können. Die hochfrequente und häufige Aufnahme von säurehaltigen Sportgetränken und ähnlichen Produkten in Form von Flüssigkeiten, Gelen, kohlenhydrathaltigen Mundspülungen oder Nahrungsergänzungsmitteln kann ebenfalls zu Komplikationen im Mundmilieu führen, dazu zählen Schäden am harten Zahngewebe und an Dentalwerkstoffen infolge des hohen Gehalts an freien Zuckern und säurehaltiger Zutaten1.
Darüber hinaus gehen Amateur- und Profisportler ein größeres Risiko für orale Verletzungen ein, wenn sie
Kampf- oder Kontaktsportarten ohne geeignete Schutzvorrichtungen2,3 praktizieren. Zwischen 10 und 61 Prozent der Sportler ziehen sich während ihrer sportlichen Aktivitäten dentale Traumata zu, wobei sich Amateursportler eher Sportverletzungen zuziehen als Profisportler4. Es ist ferner erforderlich, Sportler für potenzielle Wirkungen der vom Zahnarzt verschriebenen Medikamente zu sensibilisieren. Bestimmte Medikamente können zu Substanzen metabolisiert werden, die von den Anti-Doping-Behörden verboten wurden.
Mundgesundheit und systemische Gesundheit sind nicht voneinander zu trennen. Der Mund gilt oft als der Spiegel des Körpers: Nur eine gute Mundgesundheit wird den Körper eines Sportlers zu Höchstleistungen befähigen5. Umgekehrt kann eine schlechte Mundgesundheit die Lebensqualität, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit in mehrfacher und signifikanter Weise beeinträchtigen. So können zum Beispiel Zahn- und Zahnfleischerkrankungen Entzündungen oder Infektionen im Körper verursachen oder unterhalten6,7. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass Malokklusionen Haltung und Gang beeinträchtigen und so das Risiko für eine Sportverletzung erhöhen Auf diese Weise können die Leistungen beeinträchtigt und das Verletzungsrisiko erhöht werden. Die wissenschaftlichen Nachweise für derartige Auswirkungen sind jedoch noch begrenzt, hier sind weitere Studien erforderlich8. Ein zahnmedizinischer Notfall vor einem Wettkampf kann die sportliche Leistung beeinträchtigen oder die Teilnahme sogar völlig ausschließen.
Geltungsbereich
Die vorliegende Stellungnahme will mit ihren Informationen einen Beitrag zur besseren Integration der zahnmedizinischen Versorgung in die Sportmedizin leisten und alle Athleten darauf hinweisen, wie wichtig für sie die Herstellung und Bewahrung einer optimalen Mundgesundheit und die Rolle der zahnmedizinischen Profession für die Mundgesundheit und die Krankheitsprävention sind.
Definitionen
Die Sportzahnmedizin; ein Bereich der Zahnmedizin, der sich mit der Förderung der Mundgesundheit von Sportlern sowie der Prävention und Behandlung von Pathologien und Verletzungen des stomatognatischen Systems infolge von Sport und Training befasst.
Das stomatognatische System: das anatomische und funktionelle System, bestehend aus Zähnen, Kiefer, dazugehörigem Weichgewebe, Gesichtsmuskeln und Kiefergelenk.
Grundsätze
Mikrobielle oder funktionelle stomatognathische Pathologien lassen sich oft vermeiden. Die Förderung der Mund- und Zahngesundheit und guter Mundhygienepraktiken bereits zu Beginn einer sportlichen Tätigkeit (z. B. in der Schule, in Vereinen und auf Sporthochschulen) ist deshalb von größter Bedeutung.
Regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen und Mundgesundheitsbewertungen in Verbindung mit Gesundheitschecks von Profi- und Amateursportlern unabhängig von ihrer Leistungseinstufung sind von besonderem Wert, da die Früherkennung eventueller mundgesundheitlicher Probleme gefördert werden kann.
Stellungnahme
Die FDI spricht an Sportorganisationen die folgenden Empfehlungen aus:
- Hinweis auf den deutlichen Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit an alle Mitglieder, angefangen bei den jüngsten bis hin zu den ältesten;
- Hinweis auf die Bedeutung einer guten Mundgesundheit für den Erhalt der Allgemeingesundheit und des Wohlbefindens von Sportlern;
- Schulkinder, Amateur- und Profisportler zu gesunden Verhaltensweisen im Hinblick auf die Mundhygiene, Ernährung, Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige zahnmedizinische Untersuchungen und Verhaltensweisen zur Vorbeugung von Verletzungen anzuhalten;
- Förderung der Zusammenarbeit mit anderen Sportvereinen, Verbänden, Institutionen und Sportmedizinzentren auf lokaler, nationaler, regionaler und internationaler Ebene zur Förderung von Prävention, Forschung, Überwachung und Beobachtung der Mundgesundheit und damit zusammenhängender Gesundheitsfaktoren sowie Unterstützung von Aufklärungsmaßnahmen im Bereich von Sport und Zahnmedizin;
- Förderung des Austausches zwischen dem medizinischen Personal der Organisationen und Zahnärzten durch die Förderung regelmäßiger medizinischer und zahnärztlicher Untersuchungen ihrer Mitglieder/Sportler;
- Anregung gemeinsamer Strategien nationaler und internationaler Sportverbände, Förderung der Integration der Sportzahnmedizin in die Sportmedizin und Aufnahme von Zahnärzten als Mitglieder sportmedizinischer Teams.
Die FDI empfiehlt Zahnärzten und Sportmedizinern:
- In den medizinischen Fragebögen Fragen zu der Sportart hinzufügen, die ihre Patienten praktizieren, und wie intensiv sie trainieren;
- Unterrichtung aller Amateur- und Profisportler über die Bedeutung einer guten Mundgesundheit für optimale sportliche Leistungen, über die Auswirkungen von Sport auf die Mundgesundheit und über den Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit;
- Zusammenarbeit beim Gesundheitsmanagement für einen Sportler;
- Miteinbeziehung der Mundgesundheit in den allgemeinen Gesundheitscheck des Sportlers und Sicherstellung der Inanspruchnahme einer angemessen zahnmedizinischen Versorgung;
- Systematische Präventionsberatung für alle Sportler, auch zur Mundhygiene und Vorbeugemaßnahmen, Nutzen ausgewogener Ernährung, Kenntnisse des Säuregehalts von Sportgetränken und der damit verbundenen Risiken für die Mundgesundheit, regelmäßige Mundgesundheitsuntersuchungen, gute Ernährung, angemessene Flüssigkeitszufuhr, Verwendung individuell angepasster Sportmundschutze bei Kontakt- oder Kampfsportarten sowie Hinweis auf die schädlichen Folgen des Konsums von Alkohol und Tabak, und;
- Regelmäßige Aktualisierung des Wissens der Sportler über die Metabolisierung verschriebener Medikamente und deren potenzielle Wechselwirkungen, die einen Verstoß gegen die Vorschriften der WADA zur Folge haben können.
Die FDI empfiehlt, dass alle Sportler (Amateure und Profis):
- einen individuell angepassten Sportmundschutz tragen, wenn sie Kontakt- und Kampfsportarten praktizieren, selbst, wenn sie diese nur gelegentlich ausüben;
- sich bewusst machen, dass ein schlecht angepasster Mundschutz nur unzureichenden Schutz bietet;
- Folgen sportlicher Aktivitäten für ihre Mundgesundheit vermeiden, indem sie den spezifischen Empfehlungen von Fachleuten für Mundgesundheit folgen.
Schlüsselwörter
Sportzahnmedizin, Sportmedizin, Mundhygiene, Mundgesundheit, gesunder Mund, stomatognathisches System, individuell angepasster Mundschutz
Disclaimer
Die Informationen in dieser Stellungnahme basieren jeweils auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Sie können so ausgelegt werden, dass sie existierende kulturelle Sensibilitäten und sozioökonomische Zwänge widerspiegeln.
Literaturhinweise
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