Nationale Gesundheitspolitik unter Einbeziehung der Mundgesundheit

ADOPTED by FDI General Assembly October, 1998 in Barcelona, Spain
REVISED by FDI General Assembly September, 2018 in Buenos Aires, Spain

Kontext

Die neue Definition des Konzeptes der Mundgesundheit1, angenommen vom FDI-Weltverband der Zahnärzte auf seiner Generalversammlung 2016, hat weitergehende Überlegungen des Berufsstandes über die Frage ermöglicht, was Mundgesundheit beinhaltet und welche Auswirkungen sich daraus für eine nationale Mundgesundheitspolitik ergeben. Weiterhin ermöglicht diese Definition, die einstimmig von den nationalen FDI-Zahnärzteverbänden angenommen wurde, die Integration der Mundgesundheit in alle gesundheitspolitischen Bereiche2.

Geltungsbereich

In der nationalen Gesundheitspolitik muss erkennbar werden, dass die Mundgesundheit ein grundlegendes Menschenrecht ist und nicht von der Allgemeingesundheit getrennt werden kann. Die nationale Gesundheitspolitik muss die Integration der Mundgesundheit in alle gesundheitspolitischen Bereiche fördern3.

Definitionen

Der Begriff Gesundheitspolitik bezieht sich auf Entscheidungen, Pläne und Maßnahmen, die zum Erreichen der Gesundheitsziele einschließlich der Mundgesundheit in einer Gesellschaft durchgeführt werden. Mundgesundheit ist nach Definition der FDI vielgestaltig und beinhaltet die Fähigkeit zu sprechen, zu lächeln, zu riechen, zu schmecken, zu berühren, zu kauen, zu schlucken und Emotionen über Gesichtsausdrücke mit Selbstvertrauen und ohne Schmerz oder Unbehagen sowie ohne Krankheit des kranofazialen Komplexes zu übermitteln4. Mit der Gestaltung einer klaren Gesundheitspolitik kann eine konkrete Vorstellung der zukünftigen Ausrichtung mit Zielen und Referenzpunkten für die kurz- und mittelfristige Planung definiert werden. Weiterhin setzt eine explizit definierte Gesundheitspolitik Prioritäten, die die erwarteten Rollen der unterschiedlichen Interessengruppen festlegt, gleichzeitig trägt sie zur Konsensbildung bei und informiert die Menschen5.

Grundsätze

Die nationalen Zahnärzteverbände als FDI-Mitglieder sollen an allen politischen und legislativen Prozessen und Entscheidungen im Hinblick auf Mundgesundheit, Allgemeingesundheit im Kontext der Mundgesundheit, Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung beteiligt werden. Durch die Verwendung einer gemeinsamen Definition für Mundgesundheit können die Interessengruppen gemeinsam die Parameter von Gesundheitssystemen beeinflussen und gestalten (Politik, Forschung, Bildung und Vergütungsmodelle) und damit auch die Zukunft des zahnmedizinischen Berufsstandes mitbestimmen.

Stellungnahme

Die FDI unterstützt alle beruflichen, politischen, gesetzgeberischen und strategischen Entscheidungen zur Verbesserung der Mundgesundheit in allen politischen Bereichen.

Interessengruppen und Gesundheitsbehörden in Zusammenarbeit mit den nationalen Zahnärzteverbänden:

  • Sollten Beratung und Unterstützung bei der Planung der zahnärztlichen Versorgung der Bevölkerung sowie den damit verbundenen Maßnahmen anbieten;
  • Können sich innerhalb ihrer nationalen Sozialversicherungssysteme für den Grundsatz einer absolut erforderlichen zahnmedizinischen  Grundversorgung als fundamentales Menschenrecht einsetzen;
  • Sollten ein engeres Verhältnis zwischen Zahnart und Patient auf dem Grundsatz der freien Arztwahl fördern;
  • Sollten die Therapie- und Diagnosefreiheit als wichtigen Aspekt der Zahnmedizin anstreben, bei der klinisch erforderliche und evidenzbasierte Behandlung auf der Grundlage individueller Bedürfnisse, Wünsche und Erfordernisse der Patienten gewählt werden, ohne jegliche Einflussnahme von außen;
  • Sollten darauf abzielen, die Gründung rein profitorientierter Unternehmen zu verhindern, die einer unabhängigen und ethischen Ausübung unseres zahnmedizinischen Berufs zuwiderlaufen;
  • Sollten den Grundsatz der Vertraulichkeit und des Datenschutzes besonders im Hinblick auf die moderne Informationstechnologie und den weltweiten Austausch von Daten fördern;
  • Sollten sinnvolle Systeme der Datenerfassung mit konsistenten Methoden der Überwachung der Mundgesundheit fördern oder einrichten;
  • Sollten sich für eine bessere Verteilung der zahnmedizinischer Versorgung in der Stadt und auf dem Land einsetzen;
  • Sollten die Verfügbarkeit der zahnmedizinischen Versorgung auf den unteren (Mikro-)Ebenen und den übergeordneten (Makro-)Ebenen des Gesundheitswesens und der medizinischen Versorgung fördern und sicherstellen. Eine Analyse der potenziellen Hindernisse, die die Durchsetzung einer nationalen Gesundheitspolitik erschweren, ist entscheidend.

Disclaimer

Die Informationen in dieser Stellungnahme basieren jeweils auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Sie können so ausgelegt werden, dass sie existierende kulturelle Sensibilitäten und sozioökonomische Zwänge widerspiegeln.

Literaturhinweise

  1. Glick M et al. A new definition for oral health developed by the FDI World Dental Federation opens the door to a universal definition of oral health. Am J Orthod Dentofac Orthop Off Publ Am Assoc Orthod Its Const Soc Am Board Orthod 2017 151: 229–231.
  2. Glick M et al. FDI Vision 2020: shaping the future of oral health. Int Dent J 2012 62: 278–291.
  3. FDI World Dental Federation. FDI Vision 2020: a blueprint for the profession. Geneva, FDI World Dental Federation, 2017. Available from: http://www.fdiworlddental.org/resources/journal-articles/fdi-vision-2020.... Accessed on 15 January 2018.
  4. FDI World Dental Federation. FDI’s definition of oral health. Geneva: FDI World Dental Federation, 2016. Available from: https://www.fdiworlddental.org/resources/journalarticles/  fdi-vision-2020-a-blueprint-for-theprofession. Accessed on 15 January 2018.
  5. World Health Organization. WHO | Health policy. Geneva, World Health Organization, 2013. Available from: http://www.who.int/topics/health_policy/en/. Accessed on 15 January 2018.

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