Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin

ADOPTED by FDI General Assembly August, 2017 in Madrid, Spain

Kontext

Die 2015 verabschiedete UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung1 legte 17 Ziele fest, um die Bemühungen für die Menschheit und den Planeten inentscheidenden Bereichen in den kommenden Jahren zu fördern. Es handelt sich um einen Aktionsplan für Menschen, den Planeten und Wohlstand. Mundgesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Der zahnärztliche Berufsstand sollte die nachhaltigen Entwicklungsziele in die tägliche Praxis integrieren und einen Wandel zu einer grünen Wirtschaft2 im Bestreben nach einem gesunden Leben und Wohlbefinden für alle Menschen in allen Lebensabschnitten unterstützen.

Angehörige der Mundgesundheitsberufe erkennen die Bedeutung der Zusammenarbeit im Interesse der Nachhaltigkeit an. Sie übernehmen Verantwortung, um im Sinne der Gesellschaft die Auswirkungen auf die natürlichen Ressourcen zu reduzieren, und gleichzeitig die optimale Mundgesundheit für alle Menschen zu fördern und die Patientensicherheit zu wahren.

Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung3 beruht auf drei wichtigen Säulen: Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Förderung guter Mundhygienegewohnheiten verbunden mit dem Zugang aller Menschen zur Gesundheitsversorgung tragen nicht nur deutlich zum Wohlbefinden der Bevölkerungen weltweit bei, sondern potenziell auch zur Erreichung der Umweltziele und einem besseren integrierten, produktiven und gesunden Leben.

Zusätzlich zu den Zahnärzten betrifft die Nachhaltigkeit in der Zahnmedizin viele Interessenvertreter, die alle ihre Rolle auszufüllen haben, insbesondere die nationalen Regierungen, Wissenschaftler, Ausbilder, Hersteller, Vertriebshändler, Zahntechniker sowie Abfallsammler und -verarbeiter. Die FDI und die nationalen Zahnärzteverbände (NDA) sind wichtige Kanäle für die koordinierte Zusammenarbeit und Interaktion mit den lokalen Behörden, um Aktivitäten im Bereich nachhaltiger Entwicklung zu fördern und zu ermöglichen.

Definitionen

Nachhaltige Entwicklung​
Entwicklung, welche die Anforderungen der aktuellen Generation erfüllt, ohne die Fähigkeit künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.3

Grüne Wirtschaft​
Eine grüne Wirtschaft führt zu verbessertem Wohlbefinden, während sie Umweltrisiken und ökologische Knappheiten bedeutend verringert.2

Nachhaltigkeit
Die Eigenschaft, in der Umwelt nachhaltig zu sein; das Ausmaß, zu dem ein Prozess oder ein Unternehmen beibehalten oder fortgeführt werden kann und dabei die langfristige Erschöpfung natürlicher Ressourcen vermeidet.1

Grundsätze

Der Zahnarztberuf sollte verantwortungsbewusst und unter Einhaltung ethischer Grundsätze auf höchster Qualitäts- und Sicherheitsebene mit dem Ziel optimaler Mundgesundheit ausgeübt werden. Umweltbelange und Nachhaltigkeit sind Aspekte eines breiteren Engagements der Zahnärzte für sozialverantwortliches Verhalten. Das Recht der künftigen Generationen auf eine Welt mit genügend natürlichen Ressourcen muss gewahrt werden.

Stellungnahme

  • Die Prävention von Munderkrankungen und die Förderung der Gesundheit sollten als die nachhaltigste Lösung anerkannt werden, um optimale, allen zugängliche und erschwingliche Mundgesundheit mit minimalen Umweltauswirkungen zu gewährleisten.
  • Der Zahnarzt sollte als Leiter eines zahnärztlichen Teams Maßnahmen ergreifen, um sein Personal für eine Kultur der Nachhaltigkeit zu schulen und gleichzeitig sicherstellen, dass das Praxisteam die Sicherheit des Patienten und die Qualität der Zahnbehandlung immer in den Vordergrund stellt.
  • Bei der zahnärztlichen Berufsausübung sollte wann immer möglich der Verbrauch von Strom, Wasser, Papier und jedem potenziell umweltschädlichen Material sowie die Emissionen in Luft und Wasser kontrolliert und reduziert werden.
  • Zahnärzte sollten im Einvernehmen mit Regulierungsbehörden und der nationalen Gesundheitspolitik bei der Wahl zwischen Einwegmaterial oder wiederverwendbaren Instrumenten an die Umwelt denken, ohne die Sicherheit und Behandlungsqualität für den Patienten zu beeinträchtigen.
  • Die Dentalindustrie sollte bei den Lebenszyklen der Dentalprodukte die Grundsätze der Nachhaltigkeit anwenden.
  • Hersteller in der Dentalindustrie sollten ermutigt werden, nachhaltigere Zahnmaterialien und Technologien zu entwickeln und Materialien zu verwenden, die biologisch abbaubar und/oder soweit möglich wiederverwertbar sind.
  • Nationale Behörden sollten die Forschung zur Verbesserung und Beurteilung der Nachhaltigkeit sowie zu den Umweltauswirkungen des Zahnarztberufs anregen, damit Zahnmediziner die Auswirkungen ihrer Handlungen verstehen, überwachen und melden können.
  • Die Verwendung von stromsparenden und umweltfreundlichen Technologien ist zu fördern.
  • NDA und andere verbundene Zahnärzteverbände (z. B. FDI-Regionalorganisationen und Zweigstellen der NDA) sollten sicherstellen, dass ihre Aktivitäten und Transaktionen auf den Grundsätzen der Nachhaltigkeit beruhen. Sie werden ermutigt, für ihre Zahnärzte Leitlinien über die beste Vorgehensweise zu veröffentlichen.
  • Die FDI und Zahnärzteverbände sollen ermutigt werden, das Konzept der nachhaltigen Entwicklung in ihre Schulungsaktivitäten zu integrieren.

Suchwörter

Nachhaltigkeit, nachhaltige Entwicklung, nachhaltige Zahnmedizin, grüne Zahnmedizin

Disclaimer

Die Informationen in dieser Stellungnahme basieren jeweils auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Sie können so ausgelegt werden, dass sie existierende kulturelle Sensibilitäten und sozioökonomische Zwänge widerspiegeln.

Literaturnachweise

  1. United Nations. Transforming our world: the 2030 Agenda for Sustainable Development. Resolution adopted by the 80 General Assembly on 25 September 2015. A/RES/70/1. General Assembly, Agenda items 15 and 116, 81 2015. (http://unctad.org/meetings/en/SessionalDocuments/ares70d1_en.pdf, accessed on __ _____ 2017).
  2. Sukhdev P, Stone S, Nuttall N. Green economy developing countries success stories. St-Martin-Bellevue United Nation Environ Programme UNEP. 2010.
  3. World Commission on Environment and Development (Brundtland Commission): Our Common Future. Oxford: Oxford University Press. 1987. (http://www.un-documents.net/our-common-future.pdf, accessed on __ _____ 2017).

Further reading

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