WHO-Konsenserklärung zum Thema Dentalamalgam

ADOPTED by General Assembly September, 1997 in Seoul, Republic of Korea

Präambel

Zahnkaries (Zahnverfall) ist eine weit verbreitete Mundkrankheit, deren Prävention zu den Hauptanliegen der Weltgesundheitsorganisation zählt. Trotz des erheblichen bisherigen Praventionserfolgs ist die Restauration kariöser Zähne nach wie vor eine Notwendigkeit. Bei der Behandlung von Karies sollte krankes Gewebe entfernt und das für die Zahnrestauration jeweils optimale Füllungsmaterial verwendet werden. Dentalamalgam, eine Kombination aus Quecksilber und Silberlegierungen, ist das in diesem Zusammenhang am häufigsten verwendete Material. Obwohl gemäß aktuell vorliegenden Erkenntnissen zahnärztliche Restaurationsmaterialien - einschließlich Dentalamalgam - als sicher und effektiv zu betrachten sind, wurden Bedenken bezüglich der gesundheitsbeeinträchtigenden Wirkungen des in Arnalgam enthaltenen Quecksilbers laut. Basierend auf einer Auswertung zahlreicher, zum Teil widersprüchlicher und aus unterschiedlichen Quellen stammender Aussagen, hat die WHO die folgende Konsenserklärung zum Thema Dentalamalgam verfaßt:

  1. Verwendung von Dentalamalgam
    Dentalamalgam ist ein für die Wiederherstellung kariös befallener Zähne häufig verendetes Restaurationsmaterial. Es ist seit über einhundert Jahren erfolgreich im Einsatz, während seine Qualität im Laufe der Jahre verbessert wurde. Amalgamrestaurationen sind dauerhaft und kostengünstig, wenngleich nicht zahnfarben. Obwohl in die Entwicklung dentaler Restaurationsmaterialien viel Forschungsarbeit geflossen ist, existiert derzeit kein. Füllungsmaterial, das ein ähnlich breites Anwendungsspektrum bei der gleichen leichten Verarbeitbarkeit und den gleichen physikalischen Eigenschaften aufweist wie Dentalamalgam. Im übrigen geht mit der Verwendung der derzeit erhältlichen Restaurationsmaterialien als Alternativen zum Amalgam eine erhebliche Verteuerung der zahnärztlichen Versorgung einher.
  2. Sicherheit von Dentalamalgam
    Aus Dentalamalgam gefertigte Restaurationen gelten im allgemeinen als unbedenklich. Allerdings besteht in einigen seltenen Fällen die Möglichkeit, dass Bestandteile von Amalgam oder sonstigen Materialien, die während der therapeutischen Anwendung freiwerden können, lokale Nebenwirkungen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Allerdings gibt es bislang keine Hinweise auf darüber hinaus gehende gesundheitsschädigende Nebenwirkungen.
    Die allgemeine Besorgnis um die schädliche Wirkung von Quecksilber veranlaßt manche Patienten dazu, Amalgamrestaurationen entfernen zu lassen, ganz gleich, ob in den jeweiligen Fällen entsprechende Symptome auftreten oder nicht. Trotz dergroßen Zahl von Fallstudien und informellen Berichten liegen bislang keine kontrollierten Studien vor. die auf die Entstehung systemischer Nebenwirkungen durch Amalgam hinweisen. Umgekehrt ist bislang kein wissenschaftlicher Beweis darüber erbracht worden, daß das Entfernen von Amalgamrestaurationen zur Beseitigung von allgemeinen Symptomen führt. Daher sollte erwägt werden, Patienten bei denen die Symptome nach eingehender Untersuchung und Durchführung einer angemessenen zahnärztlichen Behandlung fortdauern, zur Diagnose und Behandlung an Kollegen anderer medizinischer Disziplinen zu überweisen.
  3. Berufsbedingtes Risiko für das zahnärztliche Team
    Für das Praxispersonal, das mit Quecksilber in Berührung kommt, besteht dann ein Gesundheitsrisiko, wenn unzulängliche Arbeitsbedingungen herrschen. Die strikte Beachtung wichtiger Vorgaben zum Umgang mit Quecksilber und die strenge Überwachung von Quecksilberdämpfen in den Praxisräumen tragen erheblich zur Reduzierung der Quecksilberbelastung bei.
  4. Umweltprobleme
    Quecksilber kann zusammen mit dem übrigen Praxisabfall in die Umwelt gelangen und diese Belasten. Spezialausrüstungen ermöglichen das getrennte Sammeln der beim Legen und Entfernen von Amalgamfüllungen entstehenden metallischen Abfälle. Für das sachgerechte Entsorgen und Wiederautbereiten dieser Abfälle sehen moderne Technologien zur Verfügung. All dies trägt zur Reduzierung der Umweltbelastung bei, auch der Belastung aus Krematorien.
  5. Öffentliche Meinung und Massenmedien
    Weltweit findet heute ein reger Informationsaustausch zum Thema Dentalamalgam statt Aus umweltpolitischen Gründen sind manche Länder dazu übergegangen, die generelle Verwendung von Quecksilber, u.a in Dentalamalgam, einzuschränken. In den Ländern, wo restriktive Maßnahmen eingeführt wurden, hat die Darstellung der Situation seitens der Massenmedien für eine vielfach verzerrte Auffassung in der Öffentlichkeit gesorgt. Dies führte zu zahlreichen Anfragen bezüglich der Sicherheit und Unbedenklichkeit von Dentalamalgam sowie zu einer gesteigerten Nachfrage hinsichtlich des Entfemens von Amalgamfüllungen.
    Laut aktuellem Kenntnisstand sind die derzeit vorhandenen Restaurationsmaterialien, einschließlich Dentalamalgam, als sicher und zuverlässig zu betrachten. Allerdings kommt es gelegentlich zu biologischen Gegenanzeigen. Diese sind jedoch individuell bedingt und demgemäß individuell zu behandeln. Die WHO erkennt die Notwendigkeit einer fortgesetzten Sicherheits- und Wirksamkeitsüberwachung aller dentalen Restaurationsmaterialien an.

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