Die Rolle zahnmedizinischer Fachkräfte bei der Tabakentwöhnung

ADOPTED by FDI General Assembly September, 2021 in Sydney, Australia

Kontext

Angehörige von Heilberufen einschließlich zahnmedizinischer Fachkräfte haben das größte Potenzial aller gesellschaftlichen Gruppen, um sich für die Reduzierung des Tabakkonsums einzusetzen. In Übereinstimmung mit den Leitlinien des WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakkonsums, Artikel 14 sollten zahnmedizinische Fachkräfte kurze tabakbezogene Interventionen als Teil ihrer Routineleistungen in der Primärversorgung anbieten.

 

Geltungsbereich

Diese FDI-Stellungnahme will  das Bewusstsein für die grundlegende Rolle der zahnmedizinischen Fachkräfte bei der Unterstützung der Tabakentwöhnung in klinischen und gemeindebasierten Einrichtungen erhöhen.  Sie enthält ebenfalls  Empfehlungen zur Verwendung von elektronischen Zigaretten und  elektrisch erhitzten Tabakprodukten (HTP) und entwickelt umsetzbare Empfehlungen zur Tabakentwöhnung auf Organisations-, Gemeinde- und Landesebene.

 

Definitionen

Zahnmedizinische Fachkräfte: Personen, die die Mundgesundheit fördern, z. B. Zahnärzte und andere Mitglieder des zahnmedizinischen Teams.

E-Zigaretten: Elektronische Geräte, die so konzipiert sind, dass sie Aerosole durch Erhitzen einer Lösung erzeugen, die Glycerin, Propylenglykol, Aromen und sonstige Substanzen enthält, gemeinhin bekannt als „elektronische Zigaretten",   „Electronic Nicotine Delivery Systems (ENDS) oder „Electronic Non-Nicotine Delivery Systems (ENNDS)", auch „E Zig", „Dab Pen", „Dab Rig", „Vape", „Vape Pen", „Mod", „Pod-Mod", „E-Hookah", „Tank" oder „JUUL" genannt.

Elektrisch erhitzte Tabakprodukte (HTP): Geräte, die Tabak erhitzen und auf diese Weise Aerosole erzeugen, die Nikotin und andere chemische Substanzen (z. B. Aromen) erzeugen, z. B. iQOS, Ploom TECH, Glo und PAX.

 

Grundsätze

Tabak in allen Formen ist schädlich und stellt einen Risikofaktor dar, der die öffentliche Gesundheit weltweit belastet. Zahnmedizinische Fachkräfte, die als Gesundheitspersonal am ehesten mit „gesunden Tabakkonsumenten" in Kontakt kommen, haben die wichtige Aufgabe, vom Tabakkonsum abzuraten, indem sie Kurzinterventionen (5-A-Methode) oder kurze Maßnahmen (VBA: 3-A-Methode) zur Tabakentwöhnung bei allen Patienten bei der ersten zahnmedizinischen Untersuchung und bei allen Nachfolgeterminen durchführen.

 

Stellungnahme

Die FDI empfiehlt die folgenden Maßnahmen:

Zahnmedizinische Fachkräfte sollten:

  • im Idealfall die 5A-Methode durchführen: Befragung aller Patienten über ihren Tabakkonsum, um Tabakkonsumenten zu identifizieren; Ratschlag, mit dem Rauchen aufzuhören; Beurteilung ihrer Aufhörmotive; Unterstützung der Patienten bei der Tabakentwöhnung; Vereinbarung von Nachfolgeterminen
  • mindestens die 3-A-Methode durchführen: Befragung aller Patienten über ihren Tabakkonsum, um Tabakkonsumenten zu identifizieren; Ratschlag, mit dem Rauchen aufzuhören und Verweis an eine spezialisierte Tabakentzugsklinik oder Einrichtung. Die 3A-Methode wird jedoch nicht empfohlen, wenn andere Einrichtungen zum Tabakentzug nicht in Anspruch genommen werden können oder nicht zur Verfügung stehen.
  • die Verwendung von E-Zigaretten und elektrisch erhitzten Tabakprodukten weder als Alternative zum traditionellen Tabakkonsum noch als Hilfsmittel zur Tabakentwöhnung empfehlen, da ihre Sicherheit nicht nachgewiesen wurde und sie für jüngere Nutzer den Einstieg in den Konsum brennbarer Zigaretten erleichtern;
  • an einem Schulungsprogramm zur Tabakentwöhnung teilnehmen, um ein konsistentes Protokoll in ihrer Praxis anwenden zu können, und mit interdisziplinären Teams zusammenarbeiten, um Dienstleistungen zu koordinieren und auf dem neuesten Stand der Techniken und Kompetenzen zur Tabakentwöhnung zu bleiben;
  • mit dem Einverständnis des Patienten mit anderen Fachbereichen und Ärzten zusammenarbeiten, um Informationen über den Tabakkonsum der Patienten auszutauschen und Patienten, wenn erforderlich, an andere Fachbereiche zu überweisen;
  • darauf achten, dass ihr Arbeitsumfeld (z. B. Krankenhäuser, zahnärztliche Praxen usw.) tabak- oder rauchfrei sind.
  • Programme zur Tabakentwöhnung als primäre Präventionsmaßnahme in der Gemeinde organisieren und/oder daran teilnehmen (z. B. Tabakentwöhnungstraining für Freiwillige, Tabakentwöhnungsprogramme in Schulen usw.);
  • als Teil der Advocacy-Arbeit gegen den Tabakgebrauch eine Rolle in den Kommunikationsmedien übernehmen und sich gegen schädliche Tabakalternativen aussprechen. 

Zahnmedizinische Bildungseinrichtungen sollten:

  • ihre Studenten über unterschiedliche Tabakprodukte und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesundheit unterrichten und das Tabakentwöhnungstraining (3A- und 5A-Methode) in die Lehrpläne aufnehmen; 
  • in ihren Büros und Gebäuden und auf dem Campus für eine tabakfreie Umgebung sorgen und Mitarbeiter und Studenten zum Tabakverzicht motivieren;
  • Forschungen unterstützen, die den gemeinsamen Risikofaktorenansatz anwenden wie z. B. die Förderung der Mundgesundheit durch den Verzicht auf Tabakkonsum zur Prävention von nicht übertragbaren Krankheiten und Munderkrankungen mit besonderem Schwerpunkt auf Mundkrebs.

Nationale Zahnärzteverbände und ihre Mitgliedsorganisationen sollten:

  • die politischen Entscheidungsträger dazu ermutigen, der Öffentlichkeit durch Anzeigen und Kampagnen die durch  Tabakprodukte  verursachten Schäden besonders an der Mundgesundheit bewusst zu machen;
  • die politischen Entscheidungsträger dazu bewegen, MPOWER-Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums durchzuführen, aromatisierte Tabakprodukte einzuschränken und Aktionen durchzuführen, um die sozialen Determinanten von Gesundheit und Gesundheitsverhalten anzusprechen;
  • Informationen über erfolgreiche Innovationen und Aktivitäten zur Tabakentwöhnung an zahnmedizinisches Personal und Personal in anderen Gesundheitsberufen weitergeben;
  • zahnmedizinische Dienste im Bereich Public Health dazu bewegen, Anreize für zahnmedizinische Praxen zu schaffen, Maßnahmen zur Tabakentwöhnung anzubieten; und der Regierung zu empfehlen, Beratung und Behandlung zur Tabakentwöhnung in den Versicherungsschutz der öffentlichen Krankenversicherung aufzunehmen (z. B. nationale Krankenversicherung, berufliche Krankenversicherung).

 

Schlüsselwörter

Tabakkonsum, Tabakentwöhnung, zahnmedizinische Fachkräfte, ENDS

 

Disclaimer

Die Informationen in dieser Stellungnahme basieren jeweils auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Sie können so ausgelegt werden, dass sie existierende kulturelle Sensibilitäten und sozioökonomische Zwänge widerspiegeln.

 

Literaturhinweise

  1. Guidelines for implementation of Article 14 of the WHO FCTC. Geneva, World Health Organization, 2010. Seventh plenary meeting. Available from: https://www.who.int/fctc/guidelines/adopted/article_14/en/
  2. World Health Organisation. WHO monograph on tobacco cessation and oral health integration; 2017. Available from: https://www.who.int/publications/i/item/who-monograph-on-tobacco-cessation-and-oral-health-integration
  3. Attar-Zadeh D, Baxter N, Bobak A, Cheeseman H. Inc; 2019. PCRS Pragmatic guides for clinicians diagnosis and management of tobacco dependency [Internet]. Available from: https://www.pcrs-uk.org/sites/pcrs-uk.org/files/tobacco_dependency_pragmatic_guide_2.pdf [Accessed 21 July 2021]
  4. World Health Organisation. Electronic Nicotine Delivery Systems and Electronic Non-Nicotine Delivery Systems (ENDS/ENNDS), World Health Organization statement; 2016. Appendices to WHO report (FCTC/COP/7/11). Available from: https://www.who.int/publications/m/item/electronic-nicotine-delivery-systems-and-electronic-non-nicotine-delivery-systems-(ends-ennds)
  5. World Health Organization. Heated tobacco products (HTPs) information sheet; 2018. Available from: https://apps.who.int/tobacco/publications/prod_regulation/heated-tobacco-products/en/index.html
  6. World Health Organisation. WHO report on the global tobacco epidemic 2021: addressing new and emerging products; 2021. Available from: https://www.who.int/teams/health-promotion/tobacco-control/global-tobacco-report-2021

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